Auch schon für Kinder gehören Erklärvideos zum Lernalltag. Eines selbst zu erstellen ist jedoch eine ganz neue Herausforderung.
Hintergrund
Youtube ist bei Kindern äusserst beliebt. Dabei sehen sie sich nicht nur Filme ihrer Interessensgebiete an oder folgen den Kanälen ihrer Socialmedia-Stars sondern suchen auch gezielt nach Anleitungen. Diese Tutorials gehören heutzutage zu den Basics des selbständigen Lernens. Hier scheint es ein logischer Schritt zu sein, die Schülerinnen und Schüler hinter die Kulissen sehen zu lassen und diese selbst Erklärvideos erstellen zu lassen. Ob man etwas verstanden hat, zeigt sich am besten, indem man es jemandem anderen beibringen muss.
Die Legetechnik
Angesichts der Beliebtheit von Tutorials, wird dies bestimmt nicht der letzte Blogbeitrag dazu sein. Deshalb beschränke ich mich in diesem Bericht auf die “Legetechnik“, bei welcher Hände sichtbar im Video gezeichnete Elemente herum schieben, während eine Stimme im Hintergrund den Sachverhalt erklärt. Ein professionelles Beispiel sehen Sie hier.
Grundsätzlich gibt es zwei Arten, wie sich solche Videos erstellen lassen: Unplugged fast ohne technische Hilfsmittel oder professioneller am Computer. Beide Arten haben ihre eigenen Vorteile.
Möglichkeit 1: Unplugged
Beispiel aus dem Internet:
Legetechnik-Erklärvideos sollen handgemacht wirken. So ist es gar nicht schwierig, diese mit wenig Aufwand und Technik selbst zu erstellen. Zur Vorbereitung wird ein Skript geschrieben und passende Bilder gezeichnet oder aus dem Internet ausgedruckt. Die Bilder müssen der Form nach ausgeschnitten werden. Das einzige technische Hilfsmittel ist eine Kamera, welche von oben den Tisch filmt. Am besten eignet sich ein Smartphone oder Tablet auf einer Halterung. Wichtig ist, dass sich die Kamera nicht bewegt. Nun muss eine Schülergruppe die “Choreographie” einstudieren: Während ein Kind den Text vom Skript liest, müssen die anderen die Elemente passend dazu in das Sichtfeld der Kamera schieben. Hier ist es wichtig, dass alle wissen, wo der gefilmte Bereich anfängt und aufhört. Die Bewegungen müssen genau abgesprochen und einstudiert sein. Anschliessend wird die ganze Szene in einem einzigen Durchgang gefilmt. Es ist nun nicht einmal mehr nötig, den Film nachzubearbeiten oder zu schneiden.
Vor- und Nachteile
Auf dieses Weise muss man alles selbst erstellen. So erlebt man den Prozess auch komplett durch. Der Gestaltung sind kaum Grenzen gesetzt.
Allerdings ist die Arbeit auf diese Weise auch sehr zeitintensiv. Texte und Animationen müssen komplett ohne Unterstützung und Automation eines Tools erstellt werden. Da ist die Gefahr gross, dass manche Arbeiten aus dem Rahmen fallen werden.
Möglichkeit 2: mySimpleshow
Beispiel von Benutzern aus dem Netz:
Es gibt mehrere Onlinetools, welche den handgemachten Legeeffekt nachempfinden. MySimpleshow bietet einen kostenlosen Basic-Account an, mit welchem beachtliche Ergebnisse auf einfachste Weise erstellt werden können. Dabei geht mySimpleshow einen einzigartigen Weg: Während die meisten anderen Tools die Arbeit von der gestalterischen Seite her angehen, setzt mySipmpleshow das Skript in das Zentrum der Produktion. Methodisch sicher der richtige Weg. Vorwissen ist nicht nötig, da jeder Schritt sorgfältig mit einem Video auf Deutsch erklärt wird.
Arbeitsschritte
Aus zahlreichen Vorlagen wählt man zuerst aus, was man mit dem Video erklären möchte: ein historisches Ereignis, ein Land, eine berühmte Persönlichkeit, … Das Tool stellt aufgrund dieser Auswahl ein Raster mit vordefinierten Kapiteln zur Verfügung, welche mit Inhalten gefüllt werden müssen. Dabei schreibt man den Text genau so nieder, wie er vom Sprecher vorgelesen werden soll. Es lassen sich auch weitere Kapitel hinzufügen oder vorhandene entfernen. Der Text wird nun vom Tool nach Schlüsselwörtern durchsucht. Mit diesen stellt es automatisch zu jedem Kapitel einen filmischen Vorschlag zusammen. Die Schlüsselwörter können geändert, entfernt oder neue hinzugefügt werden. Auch die vorgeschlagenen Bilder sind nicht in Stein gemeisselt. Eine Suchfunktion hilft, passendere Bilder zu finden. Es können auch eigene Bilder hochgeladen oder Texte verfasst werden. Die Elemente lassen sich beliebig arrangieren. In der kostenlosen Version wird der Off-Text zwingend von einer Computerstimme abgelesen. Dies führt manchmal zu etwas komisch klingenden Sätzen. Es ist deshalb auch um so wichtiger, Rechtschreibung und Grammatik korrekt zu halten. Der Link des Filmes kann nun geteilt werden. Der Download oder auch das Einsprechen mit eigener Stimme bleibt zahlenden Kunden vorenthalten. Für kleine Schulprojekte reicht die kostenlose Variante jedoch völlig.
Vor- und Nachteile

Der Zeitaufwand wird durch das Onlinetool stark reduziert. Diesen einfachen und sinnfreien Beispielfilm habe ich innerhalb einer halben Stunde erstellt, ohne mich vorher mit dem Programm auseinander gesetzt zu haben. Das ausgewählte Raster unterstützt bei der Erstellung eines kompletten und strukturierten Drehbuchs. Die Auswahl an Vorlagen ist vielfältig. Trotzdem können eigene Ideen leicht eingebracht werden. Eine weitere Stärke des Tools ist die automatische Schlüsselworterkennung. Selbstverständlich muss jede Folie nachbearbeitet werden. Doch vereinfacht es die Arbeit deutlich, wenn man nicht mit einer blanken Folie beginnen muss.
Diese Automation schränkt in der Gestaltung jedoch auch ein. Manche Ideen lassen sich nicht umsetzen. Die Einstellungsmöglichkeiten sind begrenzt. Schade ist, dass in der kostenlosen Version nur die Computerstimme den Off-Kommentar übernehmen kann. Diese nervt ziemlich schnell. Die Suchfunktion liefert nur vier Bilder. Wenn diese unpassend sind, muss mit verwandten Begriffen nach passenden Abbildungen gesucht werden. Dies kann schnell zur anspruchsvollen Synonym-Suche verkommen. Um das Tool nutzen zu können, muss eine E-Mail Adresse hinterlegt werden, mit welcher man den Account bestätigt. Hier könnte man mit einer Schulklasse auf Wegwerf-Email-Adressen zurück greifen.
Fazit
Beide Techniken haben Ihre deutlichen Vorteile. Was soll im Vordergrund stehen? Alles selbst zu erstellen? Oder möchte man den Kindern Hilfen an die Hand geben? Wie professionell soll das Resultat aussehen? Wie viel Zeit steht zur Verfügung? Beide Ideen sind einen Versuch wert, die Wahl kann also nicht falsch getroffen werden
Hallo – gute Idee!