Remote Classroom perfektionieren

Es ist möglich, dass sich auch Fernunterricht für alle Beteiligten wie normaler Unterricht anfühlt. Ein Erlebnisbericht, der das innovativste Tool der letzten Jahre vorstellt.

Hintergrund

Der Fernunterricht während dem Lockdown 2021 war wohl gelungen. Ein Mix von digitalen Tools hat den Unterricht zu etwas speziellem gemacht. Die Kinder hatten einen fixen Stundenplan, neue Lerninhalte und persönliche Gespräche untereinander und mit der Lehrperson. Trotzdem sah ich danach noch Luft nach oben. Es hat sich nicht wie normaler Unterricht angefühlt. Ich war der Überzeugung, dass das aber möglich ist. Als in meiner Klasse kurz vor den Lockerungen die Hälfte der Klasse an Corona erkrankte, wurde meine Klasse in die Quarantäne geschickt. Da sah ich meine Chance, mir selbst meine These zu beweisen. Soviel sei schon verraten: Ich sollte Recht behalten.

Auch wenn ich hier die digitale Sicht beschreibe, der Unterricht hat auch analoge Sequenzen enthalten.

Das virtuelle Schulzimmer

Auf Gather.town habe ich ein digitales Schulareal erstellt. Die digitale Karte enthält ein Schulhaus mit Klassenzimmer. Darin habe ich zahlreiche Gruppentische und Einzelplätze platziert. Der Schulhof war riesig und enthielt einen Park mit Wasser und Wald. Das ganze sah aus wie ein Retrogame. Natürlich konnte ich diese Map auf eine Vorlage erstellen.

Alle Lernenden haben sich einen Avatar erstellt. Diesen konnten sie auf der Map steuern. Sobald man auf jemanden getroffen ist, konnte man dessen Kamera sehen und mit ihm sprechen. So war es auch möglich, dass sich ganze Gruppen trafen. Sobald ich vor die digitale Wandtafel stand, wurden alle Mikrofone stumm geschaltet und alle konnten mich sehen und hören, egal wo auf der Map sie sich gerade befunden haben. Das war sozusagen der Frontalunterricht-Modus. Auch die Gruppentische habe ich als Zone definiert, in welcher sich alle darin befinden Schülerinnen und Schüler in Video sehen können.

Ich selbst hatte einen virtuellen Lehrerpult. Meist bin ich jedoch von Arbeitstisch zu Arbeitstisch “gelaufen”, und habe einzelne Schüler oder Schülergruppen dort individuell unterstützt.

Kurze Tour durch eine Gather Map und deren Möglichkeiten.

Gather ist für bis zu 25 Teilnehmer kostenlos. Das reicht für eine Schulklasse.

Der Unterricht

Der Unterricht war fest nach Stundenplan. Ebenso die geplanten Lerninhalte. Nur die Methodik hat sich geändert. Gather.town war im Hintergrund immer aktiv, auch wenn die Schülerinnen und Schüler gerade analoge Aufgaben gelöst haben. Das virtuelle Schulzimmer ermöglicht Sozialformen wie Partner- oder Gruppenarbeiten. Sogar Bewegungspausen hat die ganze Klasse zusammen gemacht.

Zusätzlich verwendete Tools

Gather selbst bringt schon viele Tools mit. An digitalen Whiteboards können Lernende beispielsweise zusammenarbeiten. Virtuelle Stellwände enthielten Informationen, Gruppeneinteilungen und mehr.

Mit dem Bookcreator habe ich multimediale Lernbücher schnell erstellt. Diese Bücher habe ich direkt im virtuellen Schulzimmer und im Park deponiert. Die Bücher konnten einzeln oder in Gruppen bearbeitet werden.

Mit Teachermade habe ich Seiten aus dem Mathebuch digitalisiert und mit Eingabefeldern versehen. So war ich remote immer über den Lernstand und die Probleme einzelner Schülerinnen und Schüler informiert.

Kahoot bietet neuerdings auch eine Folienoption ohne Fragen. Damit gelang es mir, neue Themen einzuführen und die Schülerbeteiligung durch Verständnisfragen ohne Punkte trotzdem hoch zu halten.

Vorteile

Im digitalen Schulzimmer habe ich einige Vorteile erkannt. Das bedeutet natürlich nicht, dass es unter dem Strich besser als der Unterricht vor Ort wäre.

  • Das Arbeitsklima war trotz vieler Gruppenarbeiten sehr konzentriert. Kein Wunder, es gibt keinen Gesamtlärmpegel, da sich nur Kinder hören, welche zusammen stehen. Ungestörtes Arbeiten ist stets möglich.
  • Die Kinder sind nur mit wichtigen Fragen zu mir gekommen. Sie haben viele Entscheidungen selbst getroffen.
  • Gemäss meinen Schülerinnen und Schülern haben sie sich sozial neu durchmischt. Man hätte Gruppenarbeiten und vor allem auch die Pausen mit Kindern verbracht, mit welchen sie normalerweise nicht viel zu tun hätten.
  • Die Schüler-Beteiligung war durch den Einsatz digitaler Abfragemethoden sehr hoch.

Fazit

Breakout Rooms sind in Videokonferenz-Tools erst in den letzten beiden Jahren aufgekommen und galten als Revolution. Nun sind sie bereits wieder eine veraltete und zu komplizierte Technik. Gather.town schafft dynamisch Breakoutrooms, indem sich nur Schüler per Video sehen können, deren Avatare sich in der Nähe voneinander befinden oder die am gleichen Tisch sitzen. Da braucht es keine Einstellungen während der Lektion durch die Lehrperson mehr. Dieses System lässt sich das ganze auch realer anfühlen.

Videokonferenz-Tools sind in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen. Dabei haben sie sich alle wie ein Ei dem anderen geglichen. Gather.town zeigt die Möglichkeiten digitaler Medien, wenn man outside the box denkt.

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